St. Josef, Lohne

Schleifenwindladen, mechanische Tastentraktur, elektrische Registertraktur, Generalsetzer 128fach, Sequenzer vorwärts und rückwärts, X = Doppelschleife

Disposition: W. Haselier, C. Lobback, K.-H. Diekmann, Pfarrer Büscher
Gehäuseentwurf und Mensuren: G. Christian Lobback

Manual II C – g“‘ (Schwellwerk)

Bourdun 8′
Gamba 8′
Vox coelestis 8′
Prinzipal 4′
Flûte oct. 4′
Nasard 2 2/3′
Octavin 2′
Terz 1 3/5′
Larigot 1 1/3′
Plein jeu IV 2′
Basson 16′
Hautbois 8′
Clairon 4′
Tremulant

Manual I C- g“‘ (Hauptwerk)

Prinzipal 16′
Oktave 8′
Große Flöte 8′
Oktave 4′
Hohlflöte 4′
Quinte 2 2/3′
Oktave 2′
Mixtur VI 1 1/3′
Trompete 8′
II – I mechanisch
II – I elektrisch

Pedalwerk C – f‘

Prinzipal 16′ X
Subbaß 16′
Oktave 8′
Bleigedackt 8′
Choralbaß 4′
Nachthorn 2′
Großmixtur V 4′
Posaune 16′
Trompete 8′ X
Frenchhorn 4′
II – P
I – P

Die Orgel von St. Josef in Lohne

Die Stadt Lohne liegt unweit der Dammer Berge im Oldenburger Münsterland und gehört zum Kreis Vechta in Niedersachsen. Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Stadt einen fulminanten Aufschwung. Wirtschaftliche Basis sind zahlreiche mittelständische Unternehmen, u.a. der Kunststoff- und Metallverarbeitung.

Die Pfarrkirche St. Gertrud, ein Sakralbau des frühen 19. Jahrhunderts, prägt den Stadtkern; die St. Josef-Kirche befindet sich unweit des Zentrums. Für das modern gestaltete Gotteshaus mit seiner klaren Akustik baute Christian Lobback 1995 eine zweimanualige 16-Fuß-Orgel mit 33 Registern, nachdem die Werkstatt bereits 1985 für St. Gertrud eine Orgel mit 50 Registern fertigstellte, die seither einen wichtigen Beitrag für das rege kulturelle Leben der Stadt leistet. Die Orgel von St. Josef ist somit die kleine Schwester der Königin von St. Gertrud.

Was prädestiniert die Orgel von St. Josef für ein so wichtiges Vorhaben wie z.B. die Einspielung der drei wertvollen Orgelsonaten von Paul Hindemith? Die Merkmalkomplexe, die den Lobback-Stil kennzeichnen, sind im wesentlichen proportionsorientiert, das heißt, der Entwurf der Mensuren, Windladen, der Windanlage und des Gehäuses basiert auf einfachen Zahlenverhältnissen, die abgeleitet sind aus den ersten sechs Ganzzahlen. Dabei handelt es sich nicht um ein normatives Raster. Harmonikale Zahlenproportionen haben bekanntlich eine ganzheitliche Bedeutung. Das allein erklärt aber noch nicht den Erfolg der Werkstatt Lobback; hierzu kommt Lobbacks Kreativität und die Unabhängigkeit beim Entwurf der Instrumente.

Das Hauptwerk der St. Josef-Orgel hat Prinzipale von der 16′- bis 2′-Lage und als Klangkrone die fünffache Mixtur aus 90 % Zinn sowie die beiden Flöten in 8′- und 4′-Lage (beide in voller Länge) und die Trompete 8′ als kraftbetontes und farbenreiches Register. Das schwellbare Oberwerk ist an höchster Stelle angeordnet.

Die Bezeichnung Oberwerk und Hauptwerk im 2. Satz von Sonate II weist darauf hin, daß Terrassendynamik bei der Interpretation angestrebt werden soll. Dadurch bekommt der Manualwechsel eine ganz besondere Wirkung. Auch einer orchestral expressiven Wiedergabe war Hindemith offensichtlich nicht abgeneigt; denn im Vorwort zur Druckausgabe von Sonate I und II führt er aus, daß es „Spielern von Orgeln mit Walze und Jalousieschwellern frei (stehe), durch reichere Farbgebung und dynamische übergänge den Ausdruck über das in den Stärkegradvorschriften angegebene Maß zu verstärken.“ In Sonate III ist der Einsatz des Schwellers sogar obligatorisch. Was die Orgel aber besonders auszeichnet ist der milde und dabei hochdifferenzierte kraftvolle Klang mit seinen kontrastreichen Farben, und natürlich die Transparenz der jeweiligen Registrierung – eine selten anzutreffende Eigenschaft zeitgenössischer Orgelwerke.

© Vivi Marklundt